BERLIN—Humane World for Animals (ehemals Humane Society International) begrüßt vorsichtig die Entscheidung des Kongresses von Mexiko-Stadt, sogenannte „gewalttätige Stierkämpfe“ zu verbieten. Das Verbot führt neue Regelungen ein, die mit sofortiger Wirkung das Töten von Stieren im und außerhalb des Ringes verbieten, ebenso wie die Zufügung körperlicher Verletzungen, wie das Stechen der Tiere mit scharfen Gegenständen wie Schwertern oder Lanzen. Die Reform, die mit 61 Stimmen dafür und 1 dagegen angenommen wurde, untersagt Gewalt gegen Tiere in Stierkämpfen sowie in Novilladas, Rejoneo, Becerradas und anderen Veranstaltungen, bei denen Stiere traditionell verletzt oder getötet werden. Stiere werden außerdem nicht länger von der Tierschutzgesetzgebung ausgenommen und erhalten erstmals vollen rechtlichen Schutz vor Misshandlung. Nach allen Veranstaltungen müssen die Stiere zu den Farmen zurückgebracht werden, von denen sie kamen.
Das Verbot wurde vergangene Woche von Clara Brugada, der Regierungschefin von Mexiko-Stadt, vorgeschlagen, nachdem eine Bürgerpetition von México Sin Toreo, einem Zusammenschluss von Non-Profit-Organisationen, von 27.442 Bürger*innen unterzeichnet wurde. Auch Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum sprach sich für die Initiative aus.
Das Verbot entfernt die entscheidenden Elemente der Tierquälerei und Tötung aus den Stierkampfarenen, wie der Plaza México, der größten Stierkampfarena der Welt. Dennoch warnt Humane World for Animals, dass „gewaltfrei“ nicht „leidensfrei“ bedeutet, da die Stiere weiterhin dem Stress des Transports ausgesetzt sind, in eine laute Arena eintreten müssen und dazu angestacheltwerden, den roten Umhang des Matadors oder die „Muleta“ anzugreifen.
Sylvie Kremerskothen Gleason, Landesdirektorin von Humane World for Animals Deutschland, sagt: „Auch wir in Deutschland begrüßen diesen Schritt von Mexiko-Stadt als wichtigen Erfolg für den globalen Tierschutz. Solche Beispiele zeigen, dass ein Wandel möglich ist und stärken unsere Bemühungen, weltweit eine größere Tierschutzbewegung aufzubauen. Jeder Fortschritt, wie dieser, bringt uns näher an eine Zukunft, in der Tiere nicht länger für menschliche Unterhaltung leiden müssen.“
Anton Aguilar, Executive Director von Humane World for Animals Mexico, sagt: „Auch wenn dies kein vollständiges Verbot von Stierkämpfen in Mexiko-Stadt ist, ist es ein wichtiger Schritt, um die Qual und Tötung von Tieren zu Unterhaltungszwecken abzuschaffen und zeigt ein stärkeres Engagement für Mitgefühl in unserer Gesellschaft. Stiere werden nicht länger der brutalen Grausamkeit ausgesetzt, wiederholt erstochen und schließlich im Ring getötet, was wir begrüßen. Wir begrüßen auch die klare Anerkennung durch die Regierung von Mexiko-Stadt, dass traditionelle Stierkämpfe von Natur aus gewalttätig und gesellschaftlich inakzeptabel sind. Jeder Schritt, den wir in Richtung einer mitfühlenderen Welt für Tieren unternehmen, hilft uns, eine ethischere Gesellschaft zu schaffen. Es ist jedoch auch wichtig anzumerken, dass ein Stierkampf ohne Gewalt nicht bedeutet, dass er ohne Leid stattfindet. Die Stiere werden auch weiterhin unnötigem Stress ausgesetzt. Wir gehen weiterhin unseren zukunftsweisenden, grausamkeitsfreien Weg, in dem kein Tier im Namen der Unterhaltung leiden muss.“
Stierkämpfe wurden in Mexiko-Stadt im Mai 2022 von einem Richter ausgesetzt, aber diese Entscheidung wurde im Dezember 2023 vom Obersten Gerichtshof zurückgenommen. Insgesamt wurden 54 Stiere in der neun Tage langen Stierkampfsaison 2024 in Mexiko-Stadt getötet. In den fünf mexikanischen Bundesstaaten Sinaloa, Sonora, Guerrero, Coahuila und Quintana Roo ist der Stierkampf weiterhin erlaubt.
Stierkämpfe sind bereits in mehreren Ländern wie Argentinien, Kuba und Italien verboten, und zuletzt auch in Kolumbien, das den Stierkampf im Juli 2024 verbot, mit Wirkung ab 2027. Mehr als ein Dutzend Stierkampfarenen des Landes werden dann in kulturelle und sportliche Einrichtungen umgewandelt. Weltweit werden jährlich etwa 180.000 Stiere in Stierkämpfen getötet, in Ländern wie Spanien, Frankreich, Portugal und Venezuela.
Vertreter*innen von Humane World for Animals stehen für Interviews auf Deutsch, Englisch oder Spanisch zur Verfügung.