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Humane World for Animals baut einzigartiges Schutzgebiet für ehemalige Labor-Schimpansen aus: Expert*innen aus aller Welt helfen bei temporärer Umsiedlung

Humane World for Animals team prepare to relocate chimps from Island 4 at Second Chance Chimpanzee Refuge Liberia, March 2025

Humane World for Animals

61 Schimpansen leben in kleinen Gruppen fast wie in freier Wildbahn auf sechs Inseln im Mündungsgebiet von Liberia—hier befindet sich das Second Chance Chimpanzee Refuge, ein einzigartiges Insel-Schutzgebiet, das von der internationalen Tierschutzorganisation Humane World for Animals (ehemals Humane Society International) betreut wird. Die Tiere wurden jahrzehntelang in einem Forschungsinstitut in Liberia für invasive Experimente missbraucht. Nun wird das Schutzgebiet umfangreich saniert. Auf den Inseln entsteht jeweils ein neuer Bau, der den Schimpansen künftig Schutz vor extremen Wetterbedingungen bieten soll und in dem regelmäßige Gesundheitschecks möglich sind. Die Baumaßnahmen werden mehrere Jahre dauern. Zum Schutz der Tiere und der Bauarbeiter*innen müssen die Schimpansen deswegen temporär umgesiedelt werden. Dafür hat Humane World mit einigen der weltweit renommiertesten Primatenveterinär*innen zusammengearbeitet. Die Expert*innen aus Liberia, Uganda, Südafrika, Großbritannien und den USA haben sich in Liberia versammelt, um die ersten sechs Schimpansen zu sedieren und zu transportieren.

Diese sechs Tiere—Bean, Kowura, Hannie, Denyon, Will und Goofie—wurden vorübergehend in eine eigens für sie gebaute Schimpansen-Villa auf dem Festland gebracht, während auf ihrer Insel mit den Umbauarbeiten begonnen wurde. Sobald die Arbeiten abgeschlossen sind, werden die Schimpansen später im Jahr wieder zurück auf ihre Insel ziehen. Das engagierte Tierpflegepersonal von Humane World for Animals—ehemals Humane Society International—versorgen die 61 Schimpansen zweimal täglich mit Nahrung und frischem Wasser. Second Chance ist das einzige Schutzgebiet in Afrika, das ehemalige Labor-Schimpansen betreut.

„Tierleid und Tierquälerei kennen keine geografischen Grenzen. Deshalb setzen wir uns weltweit für den Schutz von Tieren ein, auch für die ehemaligen Labor-Schimpansen in Liberia, die für Experimente leiden mussten. Unsere internationale Arbeit zeigt, dass wir überall dort sind, wo Tiere in Not geraten. In Deutschland und der EU setzen wir uns ebenso intensiv für den Tierschutz ein, auch für tierleidfreie Methoden in der Forschung. In der EU sind Experimente an Schimpansen verboten, aber wir kämpfen weiterhin für eine moderne, menschenbasierte Wissenschaft, damit keine Tiere zukünftig leiden müssen“, sagt Sylvie Kremerskothen Gleason, Landesdirektorin bei Humane World for Animals Deutschland.

Dr. Richard Ssuna, Veterinär bei Humane World for Animals und Direktor des Second Chance Refuges, sagt: „Dies war eine riesige Operation, die wir über ein Jahr geplant haben. Am Morgen des erfolgreichen Umzugs haben wir den Schimpansen eine Mango mit Beruhigungsmittel verabreicht und sie dann weiter sediert, sobald sie schläfrig waren, damit wir sie in Transportkäfige setzen konnten. Mit unserem Pflegeteam, das sie während des gesamten Vorgangs überwachte, haben wir sie mit Boot und Lkw in ihre neue, vorübergehende Schimpansen-Villa gebracht, wo sie sich jetzt gut eingewöhnen. Das neue Gebäude auf ihrer Insel wird die medizinische Versorgung und regelmäßige Untersuchungen erheblich erleichtern.”

„Die meisten dieser Schimpansen haben jahrelange invasive Forschung durchgemacht, von der sie noch gesundheitliche Folgen tragen, und viele von ihnen sind inzwischen schon recht alt, sodass sie tägliche Gesundheitschecks, Medikamente und manchmal intensivere medizinische Untersuchungen benötigen. Die neue Struktur wird es uns ermöglichen, diese Pflege direkt auf der Insel zu leisten, mit möglichst wenig Störung. Das ist das beste Ergebnis für diese ganz besonderen Tiere.“

Die Veterinäre von Humane World for Animals in Liberia, Dr. Ssuna und Dr. Chikondi Koana, wurden von Experten wie dem weltweit führenden Wildtierchirurgen Dr. Romain Pizzi aus Großbritannien, dem Wildtierveterinär Dr. Nathan Mweru aus Uganda und dem Primatenforscher Stany Nyandwi aus Südafrika unterstützt. Auch Mitarbeiter*innen des Black Beauty Ranch-Schutzgebiets in Texas, USA, nahmen am Projekt teil.

Ben Johnson, leitender Tierpfleger im Second Chance Chimpanzee Refuge, gehört zu den wenigen Mitarbeitern*innen, die die Schimpansen bereits in den 1980er Jahren im Labor betreut haben und ihnen seitdem treu geblieben sind.

Johnson sagt: „Ich kenne die meisten dieser Schimpansen schon ihr ganzes Leben lang, daher war dieser Tag für mich sowohl persönlich als auch beruflich etwas Besonderes. Ich bin so froh, dass wir sie sicher für den Umbau umziehen konnten, aber ich freue mich noch mehr darauf, wenn wir sie wieder in ihr Inselheim zurückbringen können. Sie haben so viel Leid in ihrem Leben ertragen müssen. Es ist jeden Tag ein Privileg, ihnen zu ermöglichen, hier in diesem besonderen Schutzgebiet wieder frei und wild zu leben.“

Wildtierchirurg Dr. Romain Pizzi, der das Team aus Großbritannien verstärkte, sagt: „Eine einzige Schimpanse sicher zu betäuben, ist schon eine Herausforderung, selbst in den besten Zoos. Eine ganze Gruppe von Schimpansen, die praktisch in freier Wildbahn auf einer Insel mit dichtem Waldvegetation lebt, während wir von Booten aus arbeiten, stellt eine ganz andere Herausforderung dar. Monate harter Arbeit des großartigen Pflegeteams von Humane World for Animals Liberia haben sich an diesem Tag wirklich ausgezahlt. Der Umzug hätte nicht reibungsloser oder schneller verlaufen können. Es war fantastisch, Teil eines so effizienten Teams zu sein.“

Alle 61 Schimpansen im Schutzgebiet werden letztlich von der gleichen Renovierung auf ihren jeweiligen Inseln profitieren, wo sie auf den weitläufigen, bewaldeten Inseln in sozialen Gruppen leben, die den Lebensbedingungen von Schimpansen in freier Wildbahn so nahe wie möglich kommen.

Wichtige Fakten

  • Viele der Schimpansen im Second Chance wurden als Säuglinge aus der Wildnis gefangen oder im Zuge des Haustierhandels erworben, bevor sie im Labor landeten.
  • Es gab einst mehr als 400 Schimpansen, die über einen Zeitraum von 30 Jahren in dem Labor für invasive Experimente missbraucht wurden.
  • Viele der Schimpansen starben während der beiden Bürgerkriege in Liberia von 1989 bis 1997, viele wurden von Milizen erschossen.
  • Zu Beginn der 2000er stellte das Labor die Experimente mit Schimpansen ein und transferierte die verbliebenen Tiere auf die Mündungsinseln, wo das Personal ihnen frisches Wasser und Nahrung brachte.
  • 2015, als das Labor die Finanzierung für die Pflege der Schimpansen einstellte, riefen die Betreuer*innen zu einer Notfallhilfe auf. Viele Tierschutzgruppen reagierten, und Humane World for Animals stellte eine Notfallversorgung sicher und verpflichtete sich, die Schimpansen lebenslang zu betreuen.
  • Schimpansen leben in der Regel 50-60 Jahre.
  • Das Second Chance Chimpanzee Refuge hat ein Team von mehr als 40 Mitarbeiter*innen, die für das Wohlbefinden und die Sicherheit der Schimpansen sorgen.
  • Die Schimpansen erhalten täglich ihre Medikamente und Geburtenkontrolle (bei den Weibchen) über ihre Nahrung.
  • Second Chance bietet Arbeitsplätze für die lokale Community, kauft frisches Obst und Gemüse aus der Region für die tägliche Versorgung der Schimpansen und finanziert lokale Initiativen wie Reparaturen an Schulen und Straßen.
  • Humane World for Animals Liberia unterstützt Projekte zum Schutz der Wildtiere rund um das Schutzgebiet, einschließlich des Schutzes des Waldökosystems und seiner Bewohner vor Abholzung, Wilderei und Zerstörung durch den Ackerbau sowie die Finanzierung lokaler Regierungsbehörden, die an Straßensperren nach Wildfleisch suchen.

ENDE

Fotos und Videos können hier heruntergeladen werden.

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